News Berufsorientierung

20.08.2018 , sprungbrett into work

Erfolgsgeschichten: Der preußische Pakistani

"Mein Ziel war es, etwas aus mir zu machen!"

Mit viel Engagement und Fleiß hat sich Umer F. ein neues Leben in Deutschland aufgebaut. Im Juli beendet der Familienvater seine Ausbildung bei der Firma Gartenbau Flohr in München.

Mit seinen 21 Jahren wirkt Umer F. machmal ganz schön erfahren. Schon nach ein paar Minuten mit ihm auf der Baustelle philosophiert der angehende Landschaftsgärtner über große Themen. „An Glück glaube ich nicht“, sagt Umer F. etwa, „das Glück liegt in mir selbst.“

Nach diesem Lebensmotto hat sich der Pakistani in seiner neuen Heimat Bayern Vieles hart erkämpft: einen Beruf, eine Familie und sein ganz persönliches Glück. Seit fast drei Jahren macht Umer F. eine Ausbildung bei Flohr Gartenbau in München. „Er ist ein Vorzeigeflüchtling“, lobt Chef und Firmeninhaber Christian Flohr. „Er ist sehr fleißig und engagiert.“ Schon gleich zu Beginn, während eines zweiwöchigen Praktikums, war klar, dass Umer gut in das kleine Unternehmen passt. Er ist zuverlässig, die oft schweißtreibende körperliche und zugleich kreative Arbeit macht ihm Spaß. „Er konnte schon recht gut Deutsch. Und für mich war es wichtig, dass es auch menschlich funktioniert“, schildert Flohr, der mit seinen beiden Lehrlingen einen freundschaftlichen Umgangston pflegt.

„Mein Ziel war es, etwas aus mir zu machen“

Qualifizierte Mitarbeiter zu finden, ist in der Branche nicht leicht. Durch die Zuwanderung entspannt sich nach Einschätzung des Firmeninhabers die Lage aber etwas. In seinem Lehrling hat Flohr einen Mitarbeiter gefunden, der in mancher Hinsicht sogar deutscher wirke als der Chef. Beim Planen etwa, beim strukturierten Arbeiten. „Regeln sind ihm wichtig“, sagt der Vorgesetzte amüsiert. „Er ist ein preußischer Pakistani.“ Mit dem Ausbildungsvertrag erfüllte sich Umer F. einen Traum.

„Mein Ziel war es, etwas aus mir zu machen“, sagt er mit selbstbewusstem Blick durch die randlose Brille. Für ihn war von Anfang an klar, dass er sich in Deutschland so schnell als möglich eine Existenz aufbauen und auf eigenen Beinen stehen will. Dafür legte er sich von Anfang an ins Zeug, absolvierte Deutsch- und Integrationskurse, machte den Hauptschulabschluss und ergriff jede Chance, die sich ihm bot. Anerkennend berichtet er von engagierten Menschen an der Volkshochschule oder beim teilbetreuten Wohnen, die ihn etwa bei seinen Bewerbungen unterstützt haben. Inzwischen versucht auch er, anderen zu helfen. „Ich habe ein paar Freunde, die saßen zu Hause und ich habe sie so lange genervt, bis sie zur Berufsschule gegangen sind“, erzählt er grinsend. „Man muss halt kämpfen.“

Ich fühle mich hier zu Hause

Dass Umer F. ein Kämpfer ist, zeigte sich schon zu Hause in Pakistan, als er mit gerade mal 15 Jahren den Plan fasste, nach Europa zu gehen. Über Iran und die Türkei kam er nach Griechenland, arbeitete in Kreta ein Jahr lang bei Bauern im Olivenhain, bevor er sich weiter nach Deutschland durchschlug. Über die einschneidenden Erlebnisse auf seiner langen Reise spricht Umer nicht. Nur soviel: „Flucht ist das Schlimmste, das es gibt.“ Sein sonst so heiteres Gesicht verfinstert sich. Wäre er noch einmal in der gleichen Lage – er würde die Flucht nicht mehr auf sich nehmen.

Dennoch hadert Umer nicht mit seinem Schicksal. „Die Energie liegt in einem selbst. Man kann gegen schlimme Sachen kämpfen und was daraus machen oder aufgeben.“ Heute, fünf Jahre nach seiner Ankunft in Erding, kann der 21-Jährige auf eine große Erfolgsgeschichte blicken. Wenn er im Juli seine Ausbildung beendet, wird er übernommen. Pendelt er abends von der Arbeit nach Hause nach Dorfen, warten dort seine Lebensgefährtin und seine kleine Tochter auf ihn und am Wochenende sitzt er gerne auf dem Fahrrad oder ist in den Bergen unterwegs. Bayern ist seine Heimat geworden. „Ich fühle mich hier zu Hause“, betont Umer F.. Seine Eltern und die sieben Geschwister in Pakistan würde er gerne bald besuchen, aber in Bayern will er seine Zukunftspläne umsetzen. Als nächstes steht der Führerschein an. In der Arbeit will er noch mehr Erfahrungen sammeln und schließlich Meister werden. „Und irgendwann will ich eine eigene Firma aufmachen.“

Text: Diana Gäntzle

Fotos: Florian Freund Fotodesign

Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie hier und direkt unter http://www.sprungbrett-intowork.de